Probleme mit dem Downdraft: „Das Wichtigste ist die Nachlaufautomatik“

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Der Kochfeldabzug, auch Downdraft oder Muldenlüfter genannt, ist das vielleicht begehrteste Küchenprodukt derzeit – und auch das meistdiskutierte: Während die einen begeistert sind, zählen die anderen Probleme mit dem Downdraft auf. Was ist dran an diesen Aussagen? Wir haben unsere Expertin für Kochfeldabzüge, Gabriele Rapsch, befragt.

Es hat gedauert, bis sich der Kochfeldabzug nach unten, der sogenannte „Downdraft“, durchsetzen konnte. Die Firma Gaggenau aus dem Schwarzwald hatte bereits Mitte der 70er-Jahre mit dem Muldenlüfter experimentiert und festgestellt: Wrasen, die beim Kochen entstehen, werden nachhaltiger abgezogen, wenn sie direkt am Ort des Geschehens eliminiert werden – also am Kochfeld selbst –, anstatt in die normale Umgebungsluft aufzusteigen, bis sie einen Deckenlüfter erreicht haben. BORA-Gründer Willi Bruckbauer hat diese Idee im Jahr 2006 neu aufgerollt und mit den BORA-Kochfeldabzügen bereits ein Jahr später einen wahren Hype um das Thema Downdraft ausgelöst.

Fachhändler zeigen sich begeistert ob der funktionalen Technik des Kochfeldabzugs; Kunden werden nun zunehmend designbewusst, da keine Dunstabzugshaube den Blick auf den Küchenraum mehr versperrt, und die Herstellerkonkurrenz produziert nach anfänglicher Skepsis längst eigene Modelle des Downdrafts, die auf Messen angepriesen werden. Der Kochfeldabzug ist angekommen im Küchenbusiness.

Nahezu alle namhaften Dunstabzugsspezialisten haben auch einen Downdraft im Programm. Er fügt sich herrlich unsichtbar ins Kochfeld ein und zieht schlechte Gerüche direkt am Ort des Geschehens ab. Doch welche Probleme gibt es mit dem Downdraft - und wie kann man diese umgehen? (Foto: berbel)
Nahezu alle namhaften Dunstabzugsspezialisten haben auch einen Downdraft im Programm. Er fügt sich herrlich unsichtbar ins Kochfeld ein und zieht schlechte Gerüche direkt am Ort des Geschehens ab. Doch welche Probleme gibt es mit dem Downdraft – und wie kann man diese umgehen? (Foto: berbel)

Probleme mit dem Downdraft: überlaufende Flüssigkeit, Feuchtigkeit, Schimmelbildung

Und doch: durchforstet man Küchenforen im Internet zu diesem Thema, um sich ein allgemeines Stimmungsbild zu machen, stellt man schnell fest, dass neben aller Euphorie noch viel Respekt vor dem Produkt kursiert – und bisweilen auch mal Ärger. Übergelaufenes Kochwasser, verschmutzter Fettfilter, Kondenswasser im Sockel der Kücheninsel: wir haben unsere Kochfeldabzugs-Expertin Gabriele Rapsch gefragt, welche Probleme mit dem Downdraft tatsächlich existieren – und wie man mit diesem umgehen kann.

Die Angst vor Fehlern ist groß beim Kochfeldabzug: was passiert, wenn mir doch mal Flüssigkeit umkippt und in die Öffnungsschlitze hineinläuft? Wie gut ist die teure Technik geschützt? Und was kann ich gegen Feuchtigkeit im Küchensockel tun? Unsere Expertin Gabriele Rapsch klärt auf. (Foto: BORA)
Die Angst vor Fehlern ist groß beim Kochfeldabzug: was passiert, wenn mir doch mal Flüssigkeit umkippt und in die Öffnungsschlitze hineinläuft? Wie gut ist die teure Technik geschützt? Und was kann ich gegen Feuchtigkeit im Küchensockel tun? Unsere Expertin Gabriele Rapsch klärt auf. (Foto: BORA)

1. Die bisweilen größte Angst des Kunden: Wieviel Milliliter Flüssigkeit (Nudelwasser, Sauce u.Ä.) nimmt der durchschnittliche Kochfeldabzug auf, wenn doch mal was passiert beim Hantieren?

Die Angst vor solchen Problemen mit dem Downdraft ist in der Regel unbegründet. Zunächst einmal nehmen Kochfeldabzüge durch ihren Auffangbehälter oder spezielle Wannen etwa einen halben Liter Flüssigkeit auf – so viel muss erst einmal auslaufen. Die Auffangvorrichtung lässt sich auch schnell entnehmen und leeren, sodass Sie zügig reagieren können.

In all den Jahren, in denen ich schon Kochfeldabzüge verkaufe, kam es nur ein einziges Mal zu einer Reklamation. Und das kann Ihnen auch bei normalen Küchenschubladen passieren, wenn etwas ausläuft und in die Schublade tropft. Das ist dann einfach Pech.

2. Wie bleibt die empfindliche Technik des Kochfeldabzugs geschützt bei Kochunfällen?

Durch die besagten Auffangvorrichtungen gelangt in der Regel nichts an die wirklich gut geschützte Technik der heutigen Kochfeldabzüge. Wenn mehr Flüssigkeit als vorgesehen in den Kochfeldabzug läuft, muss er gegebenenfalls ausgebaut und auch der Schrankraum untersucht werden. Hierzu kann sich ein Kunde immer an sein Studio wenden, das dann im Bedarfsfall Hilfestellung leistet.

In allen gängigen Kochfeldabzug-Modellen - oder Muldenlüftung, wie es bei Luxushersteller Gaggenau genannt wird - nehmen Auffangwannen bis zu 500 Milliliter an Flüssigkeit auf. Auch danach gilt: ruhig bleiben und den Sockel entsprechend entlüften. (Foto: Gaggenau)
In allen gängigen Kochfeldabzug-Modellen – oder Muldenlüftung, wie es bei Luxushersteller Gaggenau genannt wird – nehmen Auffangwannen bis zu 500 Milliliter an Flüssigkeit auf. Auch danach gilt: ruhig bleiben und den Sockel entsprechend entlüften. (Foto: Gaggenau)

3. Kunden klagten in einem Forum von 2015 über überlaufende Flüssigkeiten, die an der Auffangwanne vorbei bis in den Korpus tropfen würden. Dort fange es an zu schimmeln. Ist dieses Problem bei neueren Modellen behoben?

Wissen Sie, das ist oftmals eher eine Benutzerfrage als ein Fehler des Herstellers. Natürlich muss der Kunde vorher vom Studio entsprechend aufgeklärt und eingewiesen werden zu seinem neuen Kochfeldabzug. Wenn empfohlen wird, dass bei überlaufender Flüssigkeit auch der Korpus untersucht wird auf eventuelle Feuchtigkeit, sollte das eben unbedingt erfolgen. Mitarbeiter eines guten Küchenstudios sind da immer schnell zur Stelle und klären das ab.

Man kann aber sagen, dass Flüssigkeiten im Korpus äußerst selten sind und sich der Kunde da wirklich keine Sorgen zu machen braucht. Für Kunden, die sich zu Problemen mit dem Downdraft lieber absichern möchten, vergibt BORA neuerdings eine 10-Jahres-Garantie, die für einmalig 249,90 € einen Schadensfall in den nächsten 10 Jahren absichert. Bei berbel gibt es diese Garantie für fünf Jahre sogar kostenlos dazu. Andere Hersteller geben zwei Jahre Garantie von Haus aus auf ihr Produkt.

4. Skeptiker behaupten, die vom Kochfeldabzug eingesaugte Luft schlage sich im Sockel der Kücheninsel nieder und kondensiere dort. Übrig bliebe auch hier Feuchtigkeit und Schimmel. Was ist dran?

Es stimmt, dass die Luft zunächst im Sockel kondensiert. Doch hierzu hat die Industrie die Nachlaufautomatik konzipiert. Bei jedem Kochvorgang sollte diese hinterher unbedingt angeschaltet werden, um die feuchte Luft aus dem Sockel zu entziehen. Wenn es gerade nicht passt, weil Besuch da ist und die Nachlaufautomatik stört, kann man sie auch zu einer späteren Stunde in Gang setzen. Wichtig ist, in jedem Fall daran zu denken.

Ich würde sogar behaupten, eine Nachlaufautomatik ist so wichtig wie das Wechseln des Fettfilters. Beides muss regelmäßig erfolgen, damit der Kohlefilter richtig trocknen kann und sich Probleme mit dem Downdraft vermeiden lassen.

Gaggenau hat die Nachlaufautomatik in seinem Kochfeldabzug mittlerweile automatisiert. Bei allen anderen sollte man dringend manuell „aufs Knöpfchen drücken“.

"Die Nachlaufautomatik ist so wichtig wie das Wechseln des Fettfilters", betont Gabriele Rapsch. Diese muss häufig manuell eingeschaltet werden und saugt Feuchtigkeit aus dem Sockel, bevor diese für Schimmelbildung und damit Ärger sorgt. (Foto: BORA)
„Die Nachlaufautomatik ist so wichtig wie das Wechseln des Fettfilters“, betont Gabriele Rapsch. Diese muss häufig manuell eingeschaltet werden und saugt Feuchtigkeit aus dem Sockel, bevor diese für Schimmelbildung und damit Ärger sorgt. (Foto: BORA)

Probleme mit dem Downdraft: Fettfilter, Stauraum, Gerüche

5. Wie oft muss der Fettfilter eines Kochfeldabzugs gereinigt werden?

Küchenkäufer werden nun staunen, wenn ich sage: öfter, als das Gerät es anzeigt. Es ist aber so. Wer mit viel Fett und Öl kocht, sollte den Fettfilter praktisch nach jedem Kochvorgang entnehmen und reinigen. Nicht umsonst lassen sich die heutigen Systeme problemlos im Geschirrspüler reinigen.

Beim Fettfilter werden ja auch Gerüche mitgebunden. Wer nicht möchte, dass der Geruch nach Reiberdatschi oder ähnlich fettigen Mahlzeiten später im Raum aufsteigt, sollte sich mehr mit seinem Kochfeldabzug auseinandersetzen.

6. Der Kochfeldabzug verringert den Stauraum in der Kücheninsel. Wieviel Platz fällt für den Küchenbesitzer weg?

Mittlerweile nicht mehr so viel wie früher. Natürlich ist das in erster Linie modellabhängig. In der Regel entfallen etwa 10-15 Zentimeter in der Tiefe und 20 Zentimeter in der Höhe, eine ganze Schublade also. Doch es gibt ja auch schon neue Entwicklungen in der Industrie: Gutmann beispielsweise setzt mit seinen neuen Kochfeldabzügen Nivel und Fonda Maßstäbe. Die sind in der Schublade direkt darunter verbaut und sehr schmal. Übrigens kommt man dadurch auch viel leichter an die Filter zum Reinigen heran.

Das A und O, sagt Gabriele Rapsch, sei es, seinen Kochfeldabzug zu pflegen. Wer regelmäßig Fettfilter vom Schmutz befreie und ein wenig auf den allgemeinen Umgang mit dem Gerät achte, bekomme auch keine Probleme mit dem Downdraft. (Foto: berbel)
Das A und O, sagt Gabriele Rapsch, sei es, seinen Kochfeldabzug zu pflegen. Wer regelmäßig Fettfilter vom Schmutz befreie und ein wenig auf den allgemeinen Umgang mit dem Gerät achte, bekomme auch keine Probleme mit dem Downdraft. (Foto: berbel)

7. Häufig bieten Gerätehersteller Kochfeld und Dunstabzug in einem Gerät an. Ist das gut oder gewissermaßen ein Kaufzwang für die Kunden? Welche Kochfeldabzüge (Bsp. Tischlüfter) harmonieren auch mit herstellerfremden Kochfeldern gut?

Natürlich ist man mit einem Kochfeld plus integriertem Kochfeldabzug immer markengebunden. Es hängt auch ein bisschen vom eigenen Kochempfinden ab: manche kochen mit vielen Töpfen und Pfannen und benötigen daher ein Kochfeld, bei dem der begrenzte Platz nicht zusätzlich durch einen Abzug belegt wird. Zusätzlich kann sich dieser Kunde erlauben, mit verschiedenen Marken für Kochfeld und Dunstabzug zu spielen.

Eine Alternative sind Tischlüfter, die ebenfalls direkt am Kochfeldrand schlechte Gerüche abziehen. Das schaffen Sie aber besser bei den hinteren, lüfter-nahen Kochzonen als bei den vorderen. Das sollte man bedenken.

Gabriele Rapsch würde niemanden zum Kochfeldabzug zu- oder abraten. "Es kommt immer auf das Kochverhalten an", erklärt sie. Wer gerne mit viel Kochgeschirr aufkoche, bevorzugt womöglich ein großes Induktionskochfeld (Bild) - und muss dann zu Tischlüfter oder herkömmlichen Dunstabzug greifen. (Foto: Miele)
Gabriele Rapsch würde niemanden zum Kochfeldabzug zu- oder abraten. „Es kommt immer auf das Kochverhalten an“, erklärt sie. Wer gerne mit viel Kochgeschirr aufkoche, bevorzugt womöglich ein großes Induktionskochfeld (Bild) – und muss dann zu Tischlüfter oder herkömmlichen Dunstabzug greifen. (Foto: Miele)

Probleme mit dem Downdraft: Lautstärke, Gewürze, Randabsaugung

8. Wie laut ist das Gebläse der Motoren, die den Kochfeldabzug steuern?

Daran hat die Industrie wirklich gut gearbeitet. Der Kochfeldabzug ist im Allgemeinen sehr viel leiser geworden. Das BORA Professional 2.0 hat beispielsweise integrierte Schalldämpfer, sodass so gut wie gar nichts mehr vom Kochvorgang zu hören ist. Bei Gaggenau lassen sich Schalldämpfer zusätzlich verbauen, wozu ich in der Regel auch raten würde. Miele gibt sogar bei seinen neueren Modellen selbstbewusst die Dezibel-Zahl an, weil man nichts zu verbergen hat. Lautstärke stellt also kein Problem mehr dar beim modernen Downdraft.

9. Stimmt es, dass auch Gewürze vom Kochfeldabzug miteingesaugt werden?

Ja, wenn Gewürze geschrotet sind, dann schon. Hier landet immer mal was in der Auffangwanne, weshalb diese ja auch regelmäßig gesäubert werden sollte. In der Regel ist das aber kein so großes Problem, dass man deshalb vom Kochfeldabzug abraten würde.

10. Wie gut können Wrasen vom relativ hohen Rand eines Woks abgesaugt werden?

Zum einen haben viele Kochfeldabzugs-Hersteller heute schon Wok-Module im Sortiment, deren runde Absenkung den Wok noch einmal etwas näher an den Abzug setzen. Aber auch so sind Woks nicht so hoch, dass die Luft hier nicht sehr gut abgezogen werden kann. In diesem Fall ist nicht mal – im Gegensatz zum Spaghetti-Topf – der berühmte „Löffel-Trick“ notwendig.

Viele Hersteller bieten bereits spezielle Wokmulden als Modul für ein Kochfeld mit integriertem Downdraft an. Doch auch bei herkömmlichen, planen Feld sei das Kochen hiermit überhaupt kein Problem, so Gabriele Rapsch. Bei großen Töpfen hingegen muss der Löffeltrick herhalten. (Foto: Gaggenau)
Viele Hersteller bieten bereits spezielle Wokmulden als Modul für ein Kochfeld mit integriertem Downdraft an. Doch auch bei herkömmlichen, planen Feld sei das Kochen hiermit überhaupt kein Problem, so Gabriele Rapsch. Bei großen Töpfen hingegen muss der Löffeltrick herhalten. (Foto: Gaggenau)

11. Wann würden Sie Kunden eher zu einer herkömmlichen Dunstabzugshaube oder einem Tischlüfter als einem Kochfeldabzug raten?

Das liegt mal wieder im Auge des Betrachters – bzw. Benutzers. Zum einen spielen die Kochgewohnheiten mit hinein: wer gern oft und viel kocht, benötigt möglicherweise ein größere Kochfläche ohne platzraubenden Lüfter zwischendrin.

Zum anderen muss die Wohnsituation in Betracht gezogen werden: wer das Kochfeld an einer Wandzeile verbaut, sollte Kochdunst beispielsweise gar nicht erst aufsteigen lassen zu einem wandhängenden Kochfeldabzug, da sich die aufsteigenden Wrasen eher verbreiten und auch unter Oberschränken kondensieren. Die gehen dann schneller kaputt, als einem lieb ist.

Wer hingegen auf einer freistehenden Kücheninsel kocht, legt vielleicht mehr Wert auf die Optik. Ich rate nie nur zu einem bestimmten Produkt. Auch, wenn Kochfeldabzüge heutzutage nochmal schöner und funktionaler geworden sind, haben herkömmliche Dunstabzugshauben dennoch ihre Berechtigung.

Hier gelangen Sie zum Studio-Einblick von Rapsch Küchen inklusive Referenzen. Hier geht es zur Website von Rapsch Küchen.

Sie wohnen nicht in der Nähe von Benediktbeuern? Hier geht es zur Studiosuche in ganz Deutschland und Österreich mit qualifizierten Fachhändlern für Kochfeldabzüge.

Susanne Maerzke
Susanne Maerzke
Kochen ist Lebensfreude, Zeit mit Freunden, Belohnung, Versöhnung, Hobby und Genuss. Auch unsere Redakteurin sieht die Küche als das Herzstück der Wohnung – schließlich endet jede gute Party zurecht in der Küche neben den letzten Käsehäppchen und einem Glas Wein. Es lohnt sich also definitiv, sein Augenmerk auf die Ausstattung der Küche zu richten und mal bei den neuesten Trends, Geräten und Designern nachzuhaken: auch als Gesprächsgrundlage für die nächste Feier.

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