Modulküchen: Schlau gesteckt

HomeDesignModulküchen: Schlau gesteckt

Die 2000er hatten das Verschwinden der traditionellen Wohnzimmerschrankwand zu verantworten, nun geht es der Küche an den Kragen: In Zeiten größtmöglicher Mobilität, in denen der neue Job, Lebenspartner oder eben das große Glück am anderen Ende der Welt warten, werden Modulküchen immer interessanter. Auch luxuriöse Küchenhersteller versuchen sich am außergewöhnlichen Design unzusammenhängender Schrankteile – wir stellen fest: ziemlich verrückt und ziemlich erfolgreich.

Was sind Modulküchen?

Modulküchen eignen sich besonders für kleine Räumlichkeiten und Menschen, die oft umziehen (müssen). (Foto: Vipp)
Modulküchen eignen sich besonders für kleine Räumlichkeiten und Menschen, die oft umziehen (müssen). (Foto: Vipp)

Modulküchen sind individuell zusammengestellte Küchenformen, die sich aus den wichtigsten Bestandteilen einer Küche – Kühlschrank, Herd, Backofen, Spüle – und den freistehenden Arbeitsflächen zusammensetzen. Die dabei verwendeten Küchenblöcke sind nicht, wie bei einer Küchenzeile, untrennbar miteinander verbunden und festgeschraubt, sondern können variabel zusammengesteckt und im Raum umgestellt werden und garantieren somit eine größtmögliche Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und intelligente Raumausnutzung.

Vorteile einer Modulküche

Besitzer einer freistehenden Modulküche lieben vor allem die individuelle Note, die sie den eigenen vier Wänden damit geben können. Alle Einzelkomponenten lassen sich nämlich nach dem Baukastenprinzip beliebig miteinander kombinieren und auch standortunabhängig platzieren. Das hat drei entscheidende Vorteile: Speziell bei sehr kleinen Küchen können inspirierende Lösungen gefunden werden, die die Küche dennoch wohnlich und nutzbar machen; bei Umzügen kommt die Küche mit – und kann auch „wachsen“, indem neue Modulteile zur Ausstattung hinzugefügt werden. Und natürlich können mit Modulküchen neben klassischen Standardausstattungen auch immer besonders individuelle Hingucker geformt werden, die Mut zum Ungewöhnlichen zulassen – zum Beispiel minimalistische Regalsysteme, aufklappbare Arbeitsplatten, freistehende Backöfen oder ein einzelner Kubus als Gesamtkompaktküche.

Sehr minimalistisch - und doch ist alles da, was man zum Arbeiten in der Küche braucht: Die Modulküche "Magdalena Gravity" von Burkhard Schäller. (Foto: B. Schaeller)
Sehr minimalistisch – und doch ist alles da, was man zum Arbeiten in der Küche braucht: Die Modulküche „Magdalena Gravity“ von Burkhard Schäller. (Foto: B. Schaeller)

Die Einzelteile wiederum bieten einen ungeheuren Vorteil beim Aufbau: Größtenteils werden Modulküchen fertig geliefert und stehen zur Endmontage bereit. Außerdem sind aufgrund der abtrennbaren Schrankteile unterschiedliche Höhen wählbar, die den kochenden Personen im Haushalt gerecht werden. Wenn ein Teil einer Modulküche kaputtgeht oder ein Gerät ausfällt, kann dies schneller individuell ausgetauscht werden.

Nachteile einer Modulküche

Für das Auge kann es durchaus eine Wohltat sein, eine Modulküche mit isolierten Kuben zu sehen, weil es immer einen unkomplizierten Eindruck macht: Wir haben offene Regale und jeder kann sehen, welche Töpfe darinstehen, na und? Wir richten uns die Küche ein, wie es uns gefällt. – Was dem einen zum Vorteil gereicht, hat der andere zu bemängeln. Modulküchen haben eben nicht nur den Ruf, ungeheuer praktisch zu sein, sondern auch, ein gewisses studentisches (weil einfach konstruiertes) bzw. unorthodoxes Flair zu verbreiten. Durch die vielen einzelnen Elemente kann nie das einheitliche Gesamtbild erzielt werden, das bei einer herkömmlichen Einbauküche vorherrscht. Besitzer einer modernen, loftartigen Wohnung empfinden aber häufig gerade diesen Umstand als reizvoll.

So flexibel die einzelnen Elemente der Modulküche im Einbau gerade kleinerer Küchenräume sind, so viel Platz geht in größeren Räumen verloren. Seitenwände können häufig nicht doppelt genutzt werden und es bedarf zum Erhalt des Stauraums mehrerer Modulteile, um Töpfe und Pfannen fachgerecht zu verstauen. Nicht zuletzt kämpfen gerade Besitzer älterer Wohnungen (z.B. Altbau) mit schiefen Böden und Wänden – eine komplette Einbauküche kann dies ausgleichen, eine Modulküche kann es nicht. Ein Regalteil kann sich in einer unschönen Spalte vom Rest der Modulteile trennen und somit das einheitliche Gesamtbild der Küche stören. Eine Lösung für das Problem ist das sehr aufwendige Justieren der Schrankbeine – oder die gute alte zusammengeknickte Tageszeitung.

Designer-Modulküchen

Mit der Serie b2 hat bulthaup neue Maßstäbe in Sachen Modulküchen und Ästhetik gesetzt. (Foto: bulthaup)
Mit der Serie b2 hat bulthaup neue Maßstäbe in Sachen Modulküchen und Ästhetik gesetzt. (Foto: bulthaup)

Viele namhafte große Küchenhersteller sind bereits auf den Trend der Modulküchen aufmerksam geworden oder haben ihrerseits versucht, mit einem eigenen Modell das Beste daraus zu machen. Sowohl der schwedische Möbelriese IKEA, die Luxusküchenhersteller SieMatic und Bulthaup oder auch die eigens auf Blockküchen spezialisierten Hersteller Bloc und Vipp bieten eine große Anzahl an Elementen und Individualisierungsmöglichkeiten. Mal günstig und clever, mal puristisch und extravagant, aber in jedem Fall ein ungewöhnlicher Hingucker sind diese Modulküchen immer.

Die Stuttgarter Produktdesigner der „Stadtnomaden“ haben beispielsweise Küchenblöcke gestaltet, die an den Ecken abgerundet sind und für eine Modulküche erstaunlich viel Stauraum vorne und an der Seite bieten. Der futuristische Anblick fügt sich wunderbar als wohnlich-modernes Element in kühle große Neubauwohnungen ein.

Die niederländischen Markendesigner von COCOON hingegen entwarfen einen skandinavisch-natürlichen Traum aus Holz, Eisen und alten Weinkisten, der durch eine lange Arbeitsplatte verbunden wird und so auch optisch eine Einheit ausstrahlt.

miniki wiederum fällt als erste Küchenzeile auf, die nicht auffällt. Die kleine modulare Kompaktküche für extra schmale Küchenräume lässt sich nach Gebrauch wieder zurück in ein elegant schwebendes Sideboard verwandeln – der Deckel der Arbeitsplatte wird dazu einfach wieder heruntergeklappt und schon fügt sich die Mini-Küchenzeile in monochromer Holzstruktur oder mit fröhlich bunten Farbkombinationen in das vorhandene Appartement ein.

Die "Riff Raff"-Arbeitsinsel der Designagentur Walk the Tree Furniture: Walnussholz meets Lochmetall. (Foto: walkthetreefurniture)
Die „Riff Raff“-Arbeitsinsel der Designagentur Walk the Tree Furniture: Walnussholz meets Lochmetall. (Foto: walkthetreefurniture)

Ein besonders originelles und hochwertiges Möbelstück: Die Riff Raff Modulküche

Exzentrisch wird es mit dem Modell Riff Raff der Designer von Wake the Tree Furniture Co., die mit nur einem einzelnen Möbelstück das ideale Küchenmodul für kleine Räume und Einzelhaushalte bieten wollen. Das handgearbeitete Möbel aus perfekt geschliffenem Walnussholz bietet Stauraum für Töpfe, Pfannen und Kochbücher und setzt als Schiebetüren buntes, pulverbeschichtetes Lochmetall ein. Daran können dann originellerweise Kochlöffel, Backpinsel und andere Kücheninstrumente befestigt werden. Obenauf findet sich ausreichend Arbeitsfläche zum Schnippeln. Ein Modul – und viele Modelle, denn die freie Wahl der Holzsorte sowie die verschiedenen Farben der Schiebetüren bieten wieder viel Spielraum für eine eigene Interpretation von „Küche“.

Achja: Wer die Wahl hat, hat eben oft auch die Qual. Überlegen Sie doch mal, wie Sie eine eigenständig kreierbare Küche zusammenstellen würden. Als Anregung gibt’s für Sie eine kleine Galerie beeindruckender, ungewöhnlicher, diskussionswürdiger und schöner Modulküchen:

Nachttischschränke als Küchenblock? Die Stuttgarter "Stadtnomaden" haben mit der Modulküche "a la carte" ein Stück Designgeschichte geschaffen. (Foto: Stadtnomaden)
Nachttischschränke als Küchenblock? Die Stuttgarter „Stadtnomaden“ haben mit der Modulküche „a la carte“ ein Stück Designgeschichte geschaffen. (Foto: Stadtnomaden)
Auch die Luxusküchenmarke SieMatic setzt mit seiner URBAN-Linie auf den außergewöhnlichen Modul-Look. (Foto: SieMatic)
Auch die Luxusküchenmarke SieMatic setzt mit seiner URBAN-Linie auf den außergewöhnlichen Modul-Look. (Foto: SieMatic)
Minikitchen by miniki - die originellen Modulküchen tarnen sich in geschlossenem Zustand als elegantes Sideboard. Sehr für kleine Wohnungen zu empfehlen! (Foto: miniki)
Minikitchen by miniki – die originellen Modulküchen tarnen sich in geschlossenem Zustand als elegantes Sideboard. Sehr für kleine Wohnungen zu empfehlen! (Foto: miniki)
Auch IKEA mischt mit: Wer zunächst mit einer günstigen (Modul-)Küche einsteigen oder eine WG ausstatten will, in der jeder andere Vorlieben hat, kann es mit dem Modell Udden probieren. (Foto: IKEA)
Auch IKEA mischt mit: Wer zunächst mit einer günstigen (Modul-)Küche einsteigen oder eine WG ausstatten will, in der jeder andere Vorlieben hat, kann es mit dem Modell Udden probieren. (Foto: IKEA)
Akzente setzen mit Schwarztönen: gelingt mit der Steel Ascot von Steel Cucine in Anthrazit. Unheimlich gut. (Foto: steelcucine)
Akzente setzen mit Schwarztönen: gelingt mit der Steel Ascot von Steel Cucine in Anthrazit. Unheimlich gut. (Foto: steelcucine)
Eine Modulküche in skandinavisch - und schön: COCOON hat es geschafft, Holz und Metall getrennt voneinander zu stylishen Küchenelementen zu verschmelzen. (Foto: bycocoon)
Eine Modulküche in skandinavisch – und schön: COCOON hat es geschafft, Holz und Metall getrennt voneinander zu stylishen Küchenelementen zu verschmelzen. (Foto: bycocoon)
Der schmale Grat zwischen fröhlicher Lässigkeit und drohender Unordnung: Wer eine Modulküche mit offenen Schränken hat, muss eben ab und an aufräumen und dekorieren. (Foto: n by Naber Concept Kitchen)
Der schmale Grat zwischen fröhlicher Lässigkeit und drohender Unordnung: Wer eine Modulküche mit offenen Schränken hat, muss eben ab und an aufräumen und dekorieren. (Foto: n by Naber Concept Kitchen)
Wer den Überblick behalten will, sollte sich die b2-Linie von bulthaup als Modulküche planen lassen. (Foto: bulthaup)
Wer den Überblick behalten will, sollte sich die b2-Linie von bulthaup als Modulküche planen lassen. (Foto: bulthaup)
Dilara Suzuka
Dilara Suzuka
Die Küche war für Dilara schon immer ein magischer Anziehungspunkt; als Nesthäkchen mit vier Geschwistern drehte sich schon im Familienhaushalt immer alles um den heiligen Ort des Zusammenseins beim Essen, Kochen, Hausaufgaben machen, Malen, Diskutieren, Entscheidungen verkünden. Auch in ihrer WG während des Studiums kreuzten sich in der Küche sämtliche Lebenswege. Die Webdesignerin entschied deshalb, dass es an der Zeit wäre, diesem Altar des Essens und der Entscheidungen auch im Internet ein bisschen mehr Leben einzuhauchen. Los geht’s.

Weiterführende Artikel

None found