Die Neuheiten der IFA 2020: Gerichts-Erkennung im Backofen

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Mit Spannung erwartet wurde das völlig auf den Kopf gestellte Messekonzept der diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. In eindrucksvoll gestalteten Pressekonferenzen sendeten neben zahlreichen anderen Ausstellern auch Bosch, Siemens, Miele und LG Electronics ihre Neuheiten der IFA 2020 in die ganze Welt hinaus – mit dabei: Geschirrspüler, die 3 x so schnell arbeiten wie bisher, Backöfen, die Gerichte selbständig erkennen und zubereiten und Tischlüfter, die in 256 Farben leuchten.

Es waren große Worte, mit denen die diesjährigen Neuheiten der IFA 2020 für die Küchenbranche angekündigt wurden. Ein Hauch Dramatik lag ihnen inne, schon allein deshalb, weil die Messe so ganz anders abgehalten werden musste als in den vielen Jahren zuvor: aufgrund der Pandemiebeschränkungen hatte man sich lediglich auf einen sehr kleinen Ausstellerkreis vor Ort in Berlin verständigt, den auch nur wenige angemeldete Teilnehmer aufsuchten. Das internationale Interesse galt viel mehr den bemerkenswert gut inszenierten Online-Pressekonferenzen, die die ganze Welt über Neuheiten aus der Tech- und Unterhaltungselektronik-Industrie informieren sollten.

Ein ungewohnter Anblick: die diesjährigen Neuheiten der IFA 2020 wurden nahezu lückenlos per digitaler Video-Pressekonferenz übertragen. Das Konzept kam gut an und funktionierte reibungslos. (Foto: LG Electronics)
Ein ungewohnter Anblick: die diesjährigen Neuheiten der IFA 2020 wurden nahezu lückenlos per digitaler Video-Pressekonferenz übertragen. Das Konzept kam gut an und funktionierte reibungslos. (Foto: LG Electronics)

Neuheiten der IFA 2020: präsentiert als digitales Spektakel – vom Geschäftsführer persönlich

Die ungewöhnliche Kombination aus digitaler Filmvorführung und sprecherzentrierter Neuheitenpräsentation – anstelle der üblichen, parallel am Messestand ablaufenden Gespräche mit Industrie, Handel und Endkonsumenten – nutzten die traditionellen Aussteller der IFA denn auch, um große Namen zu entsenden und damit ihren Neuheiten der IFA 2020 entsprechend Nachdruck zu verleihen. Die BSH-Hausgerätegruppe ließ Matthias Ginthum, Mitglied der Geschäftsführung und Chief Markets Officer, ebenso zu Wort kommen wie Bosch-Geschäftsführer Harald Friedrich und Siemens-Geschäftsführer Roland Hagenbucher. Auch Miele ließ mit Reinhard Zinkann und Dr. Axel Kniehl die oberste Geschäftsführer-Riege antreten.

Selbstbewusst gingen die Gerätehersteller auf der IFA 2020 an den Start. Selbst die Geschäftsführer haben gut Lachen: bei der BSH, LG Electronics wie auch bei Miele stiegen die Umsätze im Vergleich zu den Vorjahreszahlen bedeutend an. Ein Positivtrend durch Corona? (Foto: Miele)
Selbstbewusst gingen die Gerätehersteller auf der IFA 2020 an den Start. Selbst die Geschäftsführer haben gut Lachen: bei der BSH, LG Electronics wie auch bei Miele stiegen die Umsätze im Vergleich zu den Vorjahreszahlen bedeutend an. Ein Positivtrend durch Corona? (Foto: Miele)

Küchengerätehersteller: BSH, Miele und LG profitieren von Coronakrise

Entsprechend großzügig und dramatisch fiel die Wortwahl aus, derer sich die Herren bedienten. Vom „new normal“ war da die Rede, mit denen uns Corona einen neuartigen Alltag seit Ende des zweimonatigen Lockdowns beschert habe und der sich nachhaltig auf das Leben in den eigenen vier Wänden sowie unsere berufliche und persönliche Zukunft auswirke. Einig waren sich sowohl BSH und Miele als auch die südkoreanischen Vertreter des Elektronikriesen LG, I.P. Park und K.H. Kim, was die Einstellung der Unternehmen zu Corona betrifft: sie alle haben profitiert von der neuen Begeisterung am Kochen, von der Erkenntnis der Küche als Herzstück des Hauses, die nun endgültig beim Kunden angekommen sei. Einstimmig wird „die Krise als Chance“ deklariert, die uns zu einem besseren, gesünderen, entspannteren Leben danach helfen solle. Doch wie sieht es aus, das new normal – und welche Geräte werden uns dabei zukünftig unterstützen?

Fokus von Neuheiten der IFA 2020: Automatisierung, Smart Home, Nachhaltigkeit

Der größte Fokus, mal wieder – und man will sagen, jetzt erst recht – liegt auf der Automatisierung von Haushaltsabläufen und dem damit einhergehenden Smart Home. Schon seit vielen Jahren taucht die Nachricht der zunehmenden Integration von smarten Anwendungsprodukten in unserem Küchenalltag als Sidekick der Neuigkeitenverkündung auf der IFA auf. So unterhaltsam die vernetzten Küchengeräte auch sein mögen; zu großer Akzeptanz in der breiten Masse haben sie bislang nicht geführt. Eine Kamera im Kühlschrank, ein Backofen, der sich per Fernsteuerung selbst einschaltet, ein Dunstabzug, der nebenbei die Luftqualität der Küche misst und regelmäßig reinigt? Nett, aber mehr eine Spielerei denn eine wichtige Funktion im Küchenalltag.

So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Zahlen des Smart Homes in deutschen und österreichischen Haushalten nur schleppend verbessern. Auch die Gerätehersteller wissen darum und haben komfortable Geräteneuheiten kurzerhand fest verbaut, statt sie Nutzern per Smartphone freiwillig zugänglich zu machen. Dazu zählt beispielsweise die PowerDisk von Miele aus dem vergangenen Jahr, mit der der Geschirrspüler künftig selbst das Spülmittel richtig dosieren kann. Noch nicht einmal mehr ein Anstoß per Smartphone ist dazu nötig. Und auch die BSH weiß darum, dass die eigentlichen Probleme im Alltag der Konsumenten anders gelagert sind: unter den Neuheiten der IFA 2020 findet sich daher eine neue Geschirrspüler-Generation, die ihren Spülvorgang auf Knopfdruck um das Dreifache beschleunigt. Zeit ist Geld, auch in der entschleunigten Phase nach Corona.

Das Smart Home kommt nur langsam im Alltag deutscher und österreichischer Konsumenten an. Aus der Küchenbranche, speziell den Geräteneuheiten der Hersteller, ist es nicht mehr wegzudenken. (Foto: Miele)
Das Smart Home kommt nur langsam im Alltag deutscher und österreichischer Konsumenten an. Aus der Küchenbranche, speziell den Geräteneuheiten der Hersteller, ist es nicht mehr wegzudenken. (Foto: Miele)

Neuheiten von der IFA 2020, Teil 1*: Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH)

Bereits seit 2014/15 operiert die Bosch-Siemens-Hausgerätesparte nicht mehr als Vereinigung zweier Großkonzerne, jedenfalls rein kaufmännisch betrachtet. Siemens stieg damals aus dem Haushaltssektor aus und verkaufte seine Anteile an den Konzern Bosch. Dennoch leistet sich das Unternehmen bis heute beide Markennamen und verschiedene Vertriebskanäle – bis hin zu getrennten Messeständen auf der Internationalen Funkausstellung mit eigenen Moderatoren, Köchen und Neuheiten. Vielleicht wird dieses Prinzip in Zukunft ebenso neu gedacht wie die IFA selbst, ließ man sich doch im Jahr 2020, in dem sowieso alles anders ist, wieder auf eine gemeinsame Pressekonferenz ein. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn die Neuheiten der IFA 2020 konzernübergreifend vorgestellt werden.

Bosch und Siemens Hausgeräte stellen trotz Zugehörigkeit seit jeher an verschiedenen Messeständen auf der IFA aus. Dieses Jahr konzentrierte sich Bosch auf Waschen und den Cookit, Siemens wiederum aufs vernetzte Kochen und Entlüften. Dennoch werden viele Produkte konzernübergreifend vorgestellt. (Foto: BSH)
Bosch und Siemens Hausgeräte stellen trotz Zugehörigkeit seit jeher an verschiedenen Messeständen auf der IFA aus. Dieses Jahr konzentrierte sich Bosch auf Waschen und den Cookit, Siemens wiederum aufs vernetzte Kochen und Entlüften. Dennoch werden viele Produkte konzernübergreifend vorgestellt. (Foto: BSH)

Neuheit 1: neue Geschirrspüler-Serie mit „der-Zeit-Voraus-Spüler“

Was bislang teureren Geräteserien vorbehalten war, ist ab sofort auch für Einsteiger- und im Mittelsegment erhältlich: die neue Geschirrspüler-Generation von Siemens und Bosch ist mit dem Smartphone und der dazugehörigen „Home Connect“-App vernetzt. Wichtigste Neuerung ist eine „varioSpeed-on-demand“-Funktion, mit der sich Spülvorgänge – selbst, wenn sie bereits angelaufen sind – um das Dreifache beschleunigen lassen. Das soll laut BSH beispielsweise dann zum Einsatz kommen, wenn „spontan Besuch vor der Tür steht“.

Mithilfe der weiterentwickelten Zeolith-Trocknung, die bereits seit mehreren Jahren eingesetzt wird und dafür sorgen soll, dass selbst schwer zu trocknende Plastikbehältnisse endlich tropfenfrei in den Schrank geräumt werden können, ist die neue Geschirrspülserie noch sparsamer im Energieverbrauch. Denn Automatisierung und Komfort hin oder her: Nachhaltigkeit wird nicht nur in der Gesellschaft, sondern vor allem bei Käufern höherwertiger Einbaugeräte zunehmend großgeschrieben.

Die Geschirrkörbe dieser Serie erhalten erneuerte Leichtlaufrollen sowie eine nagelneue „glassZone“, mit der auch langstielige und zerbrechliche Modelle dank sechs patentierter, zusätzlicher Sprühköpfe schonend gereinigt werden können. Insgesamt geben beide Unternehmen an, 25 % mehr Ladekapazität durch eine neue Anordnung und bessere Ausgestaltung der Körbe zu erreichen.

Bis zu 25% mehr Beladungsvolumen und eine extra schonende "glassZone" stellt die BSH unter den Neuheiten der IFA 2020 vor. (Foto: Siemens Hausgeräte)
Bis zu 25% mehr Beladungsvolumen und eine extra schonende „glassZone“ stellt die BSH unter den Neuheiten der IFA 2020 vor. (Foto: Siemens Hausgeräte)

Neuheit 2: der SystemMaster

Eine technische Entwicklung, mit der sich sicherlich auch Smart Home-Skeptiker anfreunden können, ist der „SystemMaster“ von Bosch und Siemens Hausgeräte. Die mikroprozessorbasierte Software, die künftig in allen vernetzungsfähigen Geräten der BSH-Gruppe integriert sein soll, ermöglicht es Konsumenten, ihre Geräte per Ferndiagnose und Fernwartung von einem Experten durchleuchten zu lassen, anstatt auf umständliche Vor-Ort-Termine warten zu müssen. Fernerhin können über den „SystemMaster“ digitale Services, Apps und Updates geladen werden, auch wenn das Gerät einer „älteren“ Generation angehört. So sind auch mehrere Jahre alte Geräte stets auf dem neuesten Stand.

Neuheit 3: glassdraftAir-Tischlüftung mit activeLight-Kochfeld

Eine echte Küchenneuheit ist das glassdraftAir-Dunstabzugssystem für die Induktionskochfelder der Siemens studioLine, welches als gläserner und ausfahrbarer Tischlüfter einen neuen Designanstoß für offene Küchenräume abbildet. Mithilfe der patentierten „Guided Air“-Technologie verspricht Siemens, auch die (weiter entfernt gelegenen) vorderen Kochzonen des activeLight-Kochfelds optimal zu belüften und deren Kochdunst abzuziehen. Dazu wird hinter dem Glas eine Luftwand erzeugt, die den Luftstrom aussteuert und auf allen vier Kochfeldern davor eine optimale Abzugsleistung erzielt.

Dank der „cookConnect“-Systematik und dem integrierten Luftgütesensor stellen sich Kochfeld- und Abzugsleistung automatisch aufeinander ein. Mittels „voiceControl“ kann das Kochfeld übrigens auch durch persönliche Abfrage an Alexa oder ähnliche Smart Home-Assistenten gesteuert werden; nicht mehr allein über das Handy. Ein letztes Highlight liegt im „auffällig unauffälligen“ Design: mit 256 Farben lässt sich die durchsichtige Glaswand illuminieren und trägt damit akzentuiert zum persönlichen Stil im Küchenraum bei.

Eine definitiv spektakuläre Neuheit der IFA 2020 ist der "glassdraftAir"-Tischlüfter der BSH-Gruppe: kaum sichtbar lässt sich hier hocheffizient Dunst direkt am Kochfeld abziehen. (Foto: Siemens Hausgeräte)
Eine definitiv spektakuläre Neuheit der IFA 2020 ist der „glassdraftAir“-Tischlüfter der BSH-Gruppe: kaum sichtbar lässt sich hier hocheffizient Dunst direkt am Kochfeld abziehen. (Foto: Siemens Hausgeräte)

Neuheit 4: XXL-Kühlschränke für das neue „New Normal“

Unfassbare 525 Liter Gesamtvolumen umfasst der 1,80 m hohe Side-by-Side-Kühlgefrierschrank iQ 500 in Edelstahl von Siemens. Mit diesem und weiteren Modellen aus der Kategorie „XXL“ möchte die BSH künftig der gestiegenen Nachfrage von Kunden im neuen „New Normal“ nachkommen. Studien zeigen, dass Endkunden zwar Hamsterkäufe verurteilen, aber dennoch auf eine weitaus bessere Grundversorgung mit frischen und haltbaren Lebensmitteln zuhause setzen. Die neuen Kühlschrankgenerationen sind daher nicht nur auf Größe und Füllvolumen, sondern auch auf die Fähigkeit, Lebensmittel möglichst lange nahrhaft zu erhalten, ausgelegt.

XXL muss es sein - das galt lange Zeit vor allem für die Kühlschränke der Amerikaner. Der Trend zu voluminösen Geräten ist auch nach Europa übergeschwappt - Corona als Beschleuniger großzügiger Vorratshaltung. (Foto: Siemens Hausgeräte)
XXL muss es sein – das galt lange Zeit vor allem für die Kühlschränke der Amerikaner. Der Trend zu voluminösen Geräten ist auch nach Europa übergeschwappt – Corona als Beschleuniger großzügiger Vorratshaltung. (Foto: Siemens Hausgeräte)

Neuheiten von der IFA, Teil 2: LG Electronics

Der südkoreanische Konzern LG Electronics profitiert vom Corona-Lockdown und seinen Folgen gleich doppelt – insofern sich das in einer uns alle betreffenden Krise so formulieren lässt. Grund hierfür sind die Sparten „Home“ und „Entertainment“. Laut Unternehmenssprechern sei das Zuhause zum „perfect nest of safety“ (zu Dt.: „das ideale Nest für Komfort & Sicherheit“) geworden, in dem man sich künftig gesünder und besser ernähren, aber eben auch unterhalten werden wolle.

Neuheit 1: Die LG ThinQ Home-App

Mit der neuen LG ThinQ (home)-App werden alle Bereiche auf dem Smartphone des Nutzers zusammengeführt, die LG Electronics mit seinen verschiedenen Sparten und Services anbietet. Das Zuhause wird künftig ein Anlaufpunkt für Bildung, Sozialisierung, Arbeit und Kreativität. LG möchte mit nachhaltiger, klimafeldbasierter Technologie mitwirken. Dazu zählen Solarpaneele, Sicherheitssysteme, Luftfiltersensoren und natürlich AI-gesteuerte Küchengeräte. „Life’s better from home“ lautet denn auch der wirksame Slogan der Südkoreaner.

Faszination vernetztes Zuhause: der südkoreanische Riese LG Electronics vernetzt auf seiner LG ThinQ-App alle elektronisch steuerbaren Bereiche des Zuhauses. (Foto: LG)
Faszination vernetztes Zuhause: der südkoreanische Riese LG Electronics vernetzt auf seiner LG ThinQ-App alle elektronisch steuerbaren Bereiche des Zuhauses. (Foto: LG)

Neuheit 2: „InstaView™ ThinQ“-Kühlschrank mit UV-Licht gegen Bakterien

Für die Küche präsentiert LG Electronics unter den Neuheiten der IFA 2020 eine verbesserte Version des beliebten „InstaView Door-in-Door™“-Kühlschrank mit UVnano-Technologie sowie die neue Version „InstaView™ ThinQ“. Das UV-Licht bewirkt die kontinuierliche Bakterien- und Virenreduktion in den integrierten Wasserspendern, die dank des ultravioletten Lichts stündlich desinfiziert werden. Mithilfe der neuen Technologien LINEARCooling™ und DoorCooling+™ werden Temperaturschwankungen gezielt reduziert, die vor allem beim Öffnen des Kühlschranks entstehen und für den schnelleren Verderb von Lebensmitteln sorgen.

Der neue  „InstaView™ ThinQ“-Kühlschrank wird überdies mithilfe von künstlicher Intelligenz in den Alltag seiner Nutzer komfortabel integriert: er führt Listen über Kühlschrankinhalt und -verbrauch, bestellt Lebensmittel nach, schlägt Gerichte basierend auf den vorhandenen Zutaten vor und gibt Informationen an Ofen und Geschirrspüler weiter zur jeweiligen Rezeptwahl.

Wann die Produkte nach Deutschland kommen, ist allerdings bislang unklar – so ganz geheuer ist den Deutschen und Österreichern das Smart Home ja noch nicht.

Der InstaView-Kühlschrank hat sich laut Unternehmensangaben bereits mehr als eine Million mal verkauft. Besonderheit ist die Klopf-Funktion, mit der der Blick auf den Kühlschrankinhalt freigegeben wird. (Foto: LG)
Der InstaView-Kühlschrank hat sich laut Unternehmensangaben bereits mehr als eine Million mal verkauft. Besonderheit ist die Klopf-Funktion, mit der der Blick auf den Kühlschrankinhalt freigegeben wird. (Foto: LG)

Neuheiten von der IFA 2020, Teil 3*: Miele

Seit jeher nutzt der familiengeführte Konzern Miele die technikgetriebene Atmosphäre der IFA, um ungewöhnliche Neuheiten zu enthüllen. Mit dem „Dialoggarer“ kündigte man 2017 den „größten Innovationssprung in der Küche seit Erfindung des Induktionskochfeldes“ an. Auch die spektakuläre neue Generation 7000, die Miele Anfang 2019 mit vier Designlinien und mehreren tausend neu designten Geräten preisgab, wurde auf der IFA 2018 mit einem Geschirrspüler der Serie bereits vorangekündigt.

Auf der IFA 2020 ist man nun voll des Lobes für das eigene Unternehmen – immerhin, Corona hat der Miele-Küchensparte bereits jetzt einen 2%-igen Umsatzvorsprung im Vergleich zu 2019 eingespielt – und prognostiziert mit dem Claim „Miele: Immer besser“ auch eine bessere Welt nach Corona. Dafür hat sich das Unternehmen sogar eine eigene Domain registrieren lassen. „When the world gets better, let’s build a better world“ titelt Miele auf der IFA 2020. Die künftigen Miele-Neuheiten sollen einfacher zu reparieren und recyclebar sein sowie gesünder und automatischer – also effizienter – fungieren.

Neuheit 1: G 5000 SL-Geschirrspüler

Wie auch Bosch und Siemens Hausgeräte setzt Miele auf eine neue Generation seiner ohnehin sparsamen G 5000 SL Spülmaschinen, die in ihrer Ökobilanz noch einmal weniger Wasser verwenden und deutlich energiesparsamer arbeiten sollen. Flexible Geschirrkörbe und Programme wie „QuickWash“, welches nur 58 Minuten benötigt, um Geschirr zu reinigen und zu trocknen, sollen Spaß am umweltbewussten Geschirrspülen bringen.

Neuheit 2: Backofen mit Kamera – automatische Gerichterkennung

Miele bringt die Gesichts-, pardon, Gerichtserkennung aufs Handy. Für die bereits 2019 vorgestellten Backöfen mit integrierter Kamera wurde nun das Feature „Smart Food ID“ programmiert, das mittels künstlicher Intelligenz erkennt, welches Gericht in den Ofen geschoben wurde. Bestätigt der Nutzer den Vorschlag des Geräts, werden Temperatur und Garzeit automatisch eingestellt und der Backprozess in Gang gesetzt. Bislang sind immerhin rund 20 Speisen eingespeichert, darunter Ofengemüse, Krustenbraten und Streuselkuchen. Laut Miele lerne das System laufend hinzu.

Aufregende Neuheit aus dem Hause Miele: mithilfe der "Smart Food ID" erkennt der Backofen künftig Gerichte von selbst - und setzt automatisch den Garprozess in Gang. (Foto: Miele)
Aufregende Neuheit aus dem Hause Miele: mithilfe der „Smart Food ID“ erkennt der Backofen künftig Gerichte von selbst – und setzt automatisch den Garprozess in Gang. (Foto: Miele)

Neuheit 3: Smart Browning

Etwas überraschend deklariert das Unternehmen sein Feature „Smart Browning Control“ unter den Neuheiten der IFA 2020. Die smarte Funktion wird ebenfalls über die Kamera ausgelöst und erkennt an der Bräunung des Pizzateig-Rands, wann die perfekte Kruste erreicht ist und sich das Gerät automatisch ausschaltet. Bequem für Gamer und vielbeschäftigte Alltagsköche: das Essen wird weiterhin warmgehalten, ohne nachzubacken, da der Kochprozess durch das Einschleusen gekühlter Luft sofort gestoppt wird. Ob die Funktion ein wichtiges Update oder eine nette Spielerei bleibt, wird Ende des Jahres vorerst im genussverwöhnten und anspruchsvollen Dänemark getestet.

Neuheit 4: K 7000-Kühlschrank

Wie bereits die BSH-Gruppe zuvor legt auch Miele aufgrund der gestiegenen Nachfrage nach großformatigen Kühlgeräten nach. Der Miele K 7000 beeindruckt mit einem kühn konstruierten Obst- und Gemüsefach, das, ähnlich wie in großen Supermarktabteilungen, konstant mit einem feinen Sprühnebel überzogen wird und damit die Luft nicht nur kühl, sondern auch leicht feucht und frisch hält. Lebensmittel sollen somit länger haltbargemacht werden und überdies ihre Frische und Knackigkeit behalten. Trotz des konstant alle neun Minuten ausgestoßenen Wassernebels müsse der zugehörige Wassertank nur alle zwei bis drei Monate aufgefüllt werden, so Miele. Ab Juni 2021 soll das Gerät auf dem Markt erscheinen.

Mit einem feinen Sprühnebel soll Obst und Gemüse künftig im Miele K 7000-Kühlschrank befeuchtet und somit länger haltbar gemacht werden. (Foto: Miele)
Mit einem feinen Sprühnebel soll Obst und Gemüse künftig im Miele K 7000-Kühlschrank befeuchtet und somit länger haltbar gemacht werden. (Foto: Miele)

Neuheit 5: agrilution mit dem „Plantcube“

Im Dezember 2019 gekauft, stellt Miele nun offiziell auf der IFA 2020 das zum Konzern gehörige Start-Up agrilution vor und lässt den Gründer Maximilian Lössl zu Wort kommen. Alle Informationen zum „Plantcube“, der mit Saatmatten auf „vertical farming“ setzt und es so ermöglicht, Kräuter, Microgreens und Salate daheim im eigenen Pflanzenkühlschrank zu ziehen, finden Sie unter diesem sowie diesem Artikel vor.

Der "Plantcube" von agrilution gehört seit Dezember 2019 zum Miele-Konzern. Auf der IFA 2020 stellte man die Zusammenarbeit erstmals auf einer Messe vor. (Foto: Miele)
Der „Plantcube“ von agrilution gehört seit Dezember 2019 zum Miele-Konzern. Auf der IFA 2020 stellte man die Zusammenarbeit erstmals auf einer Messe vor. (Foto: Miele)

Fazit zu den Neuheiten der IFA 2020: „new normal“ macht das Smart Home plötzlich wichtig

Die IFA 2020 hat das Beste aus der corona-beeinträchtigten Messesituation gemacht. Tatsächlich hat das vorher unermüdlich angekündigte Schauspiel digitaler Pressekonferenzen einwandfrei gegriffen und wird zukünftig infrage stellen, inwiefern mühsame Fernreisen internationaler Gäste für die Internationale Funkausstellung noch vonnöten sind.

Hinsichtlich der Küchengerätehersteller haben sich spannende Neuigkeiten aufgetan, die allesamt das Thema Corona nicht ausgespart haben, sondern vielmehr angegangen sind. An Selbstbewusstsein haben es BSH, LG Electronics und Miele nicht mangeln lassen; zurecht, wenn man sich die durchweg sehr guten Zahlen der Gerätebranche anschaut. Die drei Anbieter betonen, bereits jetzt über Vorjahresniveau zu liegen, was den Absatz ihrer Produkte angehe. Besonders die Nachfrage nach gehobenen Geräten zum Kochen und Backen in der Küche sei enorm gestiegen, was wiederum auf Corona zurückgeführt werden könne: wer nicht in den Urlaub fahre, investiere eben in eine gute und nachhaltige technische Küchenstruktur.

Wohl auch ohne das vielbeschworene „new normal“ wären die Neuheiten der IFA 2020, darunter der optimierte Geschirrspüler, der kamerainduzierte Backofen oder der vergrößerte Kühlschrank, in diesem Jahr vorgestellt worden. Jetzt allerdings, in Zeiten von Home Schooling, Home Office und Multitasking, machen sich die automatisch ablaufenden Programme immer mehr bezahlt.

Auch die nachhaltige Komponente energiesparsamer Geräte sollte an dieser Stelle nicht unterschätzt werden. 2020 war bislang kein gutes Jahr für die Nachhaltigkeit, greift doch eine große Allgemeinheit aus Schutz vor Ansteckung wieder vermehrt auf plastikeingeschweiße (Einmal-)Produkte zurück. Siemens, Bosch, Miele und LG sehen sich selbst als verlässliche, vertrauensvolle Unternehmen, die in unruhigen Zeiten dort einspringen, wo der Mensch zweifelt und orientierungslos agiert. Ein wenig Hang zur Melodramatik ist da wohl an der Tagesordnung.

Was bestimmt das "new normal" von morgen? Sicher ist: die automatisierten und vernetzten Konzepte der Hersteller werden an Relevanz gewinnen - und auch deren Hinwendung zu Nachhaltigkeit. (Foto: Miele)
Was bestimmt das „new normal“ von morgen? Sicher ist: die automatisierten und vernetzten Konzepte der Hersteller werden an Relevanz gewinnen – und auch deren Hinwendung zu Nachhaltigkeit. (Foto: Miele)

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*auf Neuheiten der Unternehmen zum Thema Waschen & Saugen wurde in diesem küchenbezogenen Artikel kein Bezug genommen.

Jesper Thiersemann
Jesper Thiersemann
Unser Analytiker Jesper nutzt seine geräumige Küche mit Südbalkon gern, um abends von der Welt der Zahlen und Fakten Abstand zu nehmen und den Tag mit einem guten Essen oder einem kühlen Bier in der untergehenden Abendsonne ausklingen zu lassen. Wenn seine Jungs mit Kugelgrill und Zubehör anrücken, ist die Ruhe zwar vorbei. Aber wo ließe sich schöner Trubel und Entspannung gleichzeitig genießen als in der eigenen Küche? Eben.

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